Orthographische Bezeichnung der Weichheit
Die weichen (palatalen und palatalisierten) Konsonanten des Niedersorbischen werden auf unterschiedliche Weise markiert.
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Die alveolo-palatalen Laute [ɕ], [ʑ] und die mit ihnen gebildeten Affrikaten [t͡ɕ], [d͡ʑ] werden orthographisch mit einem Strich über dem Buchstaben markiert: ‹ś›, ‹ź›, ‹ć› / ‹tś›, ‹dź›.
Mit einem Strich werden auch [ɲ] und [rʲ] bezeichnet: ‹ń›, ‹ŕ›, allerdings nur im Wortauslaut und vor Konsonanten.
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Vor Vokalen (außer vor ‹ě› und ‹i›) bezeichnet meist ‹j› die Palatalisierung des davor stehenden Konsonanten, entsprechend:
- ‹b›+‹j› – [bʲ],
- ‹g›+‹j› – [gʲ] (Palatalisierung fakultativ),
- ‹k›+‹j› – [kʲ] (Palatalisierung fakultativ),
- ‹m›+‹j› – [mʲ],
- ‹n›+‹j› – [ɲ],
- ‹p›+‹j› – [pʲ],
- ‹r›+‹j› – [rʲ],
- ‹w›+‹j› – [wʲ].
Das gleiche kann (in Entlehnungen) auch andere Konsonanten betreffen, z. B. [fʲ] – ‹f›+‹j›.
Die oben genannten Konsonanten werden in Verbindung mit ‹j› nicht immer weich ausgesprochen. Vor den Vokalen ‹a›, ‹o›, ‹u› tendieren sie zur getrennten Aussprache von hartem Konsonanten und folgendem [j] (siehe entsprechende Buchstaben).
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Vor den Vokalen ‹ě› und ‹i› bleibt die Palatalisierung unbezeichnet. Vor ihnen stehende Konsonanten werden stets weich ausgesprochen.
In indigenen niedersorbischen Wörtern werden ‹g› und ‹k› vor ‹e› weich ausgesprochen. In diesem Fall ist die Palatalisierung ebenfalls unbezeichnet.
Auch der Buchstabe ‹l› kann, obwohl unbezeichnet, immer weich ausgesprochen werden (Genaueres in der Buchstabenbeschreibung).
Als Grundlage für die hier genannten Regeln dienten: Janaš 1984, S. 43–44 und Hannusch 2009, S. 13.
In der Vergangenheit gab es andere Konventionen für die Bezeichnung der Weichheit. Im Wörterbuch J. G. Zwahrs[1] wurden hierfür Punkte benutzt (siehe z. B. ṅasscż), E. Mucke[2] verwendete bereits Striche, allerdings unterschied sich seine Schreibweise (ńasć) von der heutigen (Wörterbuch vom M. Starosta[3]: njasć, DNW[4]: njasć). Es ist in einigen Fällen sogar möglich, dass die Schreibweise im Wörterbuch vom M. Starosta nicht dem heutigen Stand der Rechtschreibung entspricht. Im Jahr 2018 hat die Niedersorbische Sprachkommission z. B. entschieden, dass der palatalisierte Laut [rʲ], der bisher nur im Wortauslaut und in Imperativformen mithilfe des Buchstaben ‹ŕ› signalisiert wurde, jetzt auch vor Konsonanten so bezeichnet wird (vgl. pjakarka[5] und pjakaŕka[6]). Die Änderung erfolgte gerade aus dem Grund, dass das unbezeichnete [rʲ] von Sprachlernern häufig falsch als [r] ausgesprochen wurde.
Vgl. auch die Rechtschreibregeln: Buchstabe j, Buchstabe ń, Buchstabe ŕ, Buchstaben ś, ź, Buchstaben ć, dź.
- [1] J. G. Zwahr: Niederlausitz-wendisch-deutsches Handwörterbuch. Spremberg 1847. (Fotomechanischer Neudruck. Bautzen: Domowina-Verlag 1989). Zugang zur digitalisierten Version über die Seite dolnoserbski.de/ndw.
- [2] Prof. Dr. Ernst Muka/Mucke: Słownik dolnoserbskeje rěcy a jeje narěcow / Wörterbuch der nieder-wendischen Sprache und ihrer Dialekte. Band 1 (A–N): St. Petersburg. Prag: Verlag der russischen und čechischen Akademie der Wissenschaften, 1911–15, 1926; Band 2 (O–Ź): Prag: Verlag der böhmischen Akademie für Wissenschaft und Kunst, 1928; Band 3 (Familiennamen, Ortsnamen, Flurnamen, Nachträge): Prag: Verlag der böhmischen Akademie für Wissenschaft und Kunst, 1928 (Fotomechanischer Neudruck, Bautzen: Domowina-Verlag 2008). Zugang zur digitalisierten Version über die Seite dolnoserbski.de/ndw.
- [3] Manfred Starosta: Dolnoserbsko-nimski słownik / Niedersorbisch-deutsches Wörterbuch. Budyšyn/Bautzen: Ludowe nakładnistwo Domowina / Domowina-Verlag 1999. Zugang zur digitalisierten Version über die Seite dolnoserbski.de/ndw.
- [4] Manfred Starosta, Erwin Hannusch, Hauke Bartels: Deutsch-Niedersorbisches Wörterbuch. dolnoserbski.de/dnw.
- [5] Manfred Starosta: Dolnoserbsko-nimski słownik / Niedersorbisch-deutsches Wörterbuch. Budyšyn/Bautzen: Ludowe nakładnistwo Domowina / Domowina-Verlag 1999. Zugang zur digitalisierten Version über die Seite dolnoserbski.de/ndw.
- [6] Manfred Starosta, Erwin Hannusch, Hauke Bartels: Deutsch-Niedersorbisches Wörterbuch. dolnoserbski.de/dnw.